Tatort Folge 993: Freitod



Mit einem heiklen, kontroversen Thema werden die Luzerner Kommissare Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Elisa „Liz“ Ritschard (Delia Mayer) in ihrem zehnten Kriminalfall konfrontiert. Der Titel der Folge nennt diese Thematik beim Namen: „Freitod“. Es geht um die legale Sterbebegleitung in der Schweiz, die zwar aktiv und helfend – wie in Deutschland – verboten, begleitend jedoch unter Auflagen erlaubt ist.

Die TV-Premiere des offiziellen 993. Tatorts ist für Sonntag, den 18. September 2016 um 20:15 Uhr im Ersten geplant.

Inhalt der Tatort-Folge „Freitod“

Nach dem dritten Schweizer Tatort „Hanglage mit Aussicht“ aus dem Jahr 2012 führte Sabine Boss für „Freitod“ ein zweites Mal Regie für die Krimireihe. Es war kein leichter Stoff, den das Drehbuch von Josy Meier und Eveline Stähelin für Boss‘ Regiearbeit vorgab: der freiwillige und bewusste Gang in den Tod.

In der Schweiz ist die aktive Tötung eines Menschen ebenso strafbar wie in Deutschland oder Österreich, die Beihilfe in den Tod allerdings nicht – solange der Helfer keinen selbstsüchtigen Motiven nachkommt und der Patient seinen Tod selbstständig herbeiführt. Über einen gewissen Grad an Autonomie muss ein unheilbar kranker Mensch, der den festen Wunsch zu sterben hat, demnach verfügen. Im Tatort „Freitod“ wird dieser Umstand gleich zu Beginn deutlich, als die unter schwerem Alzheimer leidende Gisela Aichinger den Becher mit flüssigem Barbiturat von ihrer Beihelferin Helen annimmt und ihn mit eigener Kraft leertrinkt. Eine Videokamera dokumentiert das Geleit in den Tod und dient als Beweismittel, schließlich muss jeder unnatürliche Tod polizeilich untersucht werden.

Im Luzerner Tatort „Freitod“ trägt die fiktive Schweizer Gesellschaft, die kranke Menschen zum Thema Sterben berät und gegebenenfalls in den Tod geleitet, die wohlklingende Bezeichnung „Transitus“, lateinisch für Übergang oder Durchgang. Doch ein Tatort wäre keiner, gäbe es „nur“ einen freiwilligen Todesfall: die Sterbebegleiterin Helen Mathys wird ermordet auf einem Spielplatz entdeckt, kurz nachdem sie der aus Köln angereisten Alzheimer-Patientin den Schlafmittel-Cocktail gereicht hat.
Ein Sarg wird aus einer angemieteten Wohnung der Firma Transitus getragen. Trauernd, mit gesenktem Blick, schreitet die Tochter Daniela Aichinger hinterher. Eine Traube von Demonstranten der religiösen Vereinigung Pro Vita hat sich um den Hauseingang versammelt, um sich mit Transparenten und Kerzen gegen jegliche Sterbehilfe und -begleitung auszusprechen. Der Leiter von Pro Vita, Josef Thommen, steht allen voran und ist besonders energisch im Protest.

Als im Schweizer Tatort-Krimi plötzlich Martin Aichinger – der Sohn der soeben Verstorbenen – dort auftaucht, attackiert der erst seine Schwester, dann Helen Mathys und schließlich Dr. Hermann, den Gründer von Transitus. Die Menge ist aufgebracht. Martin, ein psychisch beeinträchtigter Mann mit einer bipolaren Störung, ist aggressiv und wütend: er hatte erst am Vorabend vom Todeswunsch seiner geliebten Mutter erfahren. Daniela und die Mutter Gisela waren ohne ihn in die Schweiz gereist, um den mit Transitus vereinbarten Termin zum Sterben wahrzunehmen.
Bevor Martin Aichinger wieder untertaucht, wünscht er den „Mördern“ seiner Mutter noch die zehn Plagen Gottes auf den Hals, die einst Ägypten heimsuchten. Er schreit seiner Schwester hinterher, seine Mutter hätte sich nicht freiwillig für das Sterben entschieden.

Am nächsten Morgen ist Helen Mathys tot. Sie hatte abends noch der ehrenamtlichen Sterbebegleiterin Nadine Camenisch erklärt, dass eine Frau sie in einem Café treffen wolle. Ihre Identität dürfe sie jedoch nicht verraten – rätselhaft. Was ist in der Nacht geschehen?
Die mit der Aufklärung des Mordfalls beauftragten Kommissare Reto Flückiger und Liz Ritschard treffen am Tatort auf Kriminaltechnikerin Corinna Haas, die eine erste Mutmaßung zur Todesursache äußert: Tod durch Erschlagen mit einem stumpfen Metallgegenstand. Ein Raubmord kann ausgeschlossen werden, denn die Handtasche liegt noch mit allen Utensilien neben der Leiche – nur das Handy fehlt. Der Mitgliedsausweis von Transitus gibt den Luzerner Kripobeamten einen Hinweis auf die Organisation.

Die Ermittlungen im Mordfall führen den augenscheinlich frisch verknallten Flückiger und seine Kollegin Ritschard von Transitus schließlich zu Josef Thommen, der die Zügel von Pro Vita in den Händen hält – und offenbar ein besonderes Auge auf seine Sekretärin geworfen hat. In einem Monolog versucht er den zwei Ermittlern die Überzeugungen der religiösen Gruppierung nahe zu bringen: nur Gott allein könne den Menschen das Leben geben und nehmen. Unterstützt ein Mensch einen anderen beim Suizid, so stellen sich beide über Gott.

Nicht nur Reto Flückiger, auch Liz Ritschard reagiert genervt auf Thommens überhebliche Art. Hat der Pro Vita-Leiter etwas mit dem Mord zu tun? Und ist er in einen unaufgeklärten Fall verwickelt, der ein halbes Jahr zurückliegt, aber Helen Mathys ebenfalls betraf? Damals war Mathys‘ Lebensgefährte bei einem Brandanschlag auf sein Boot ums Leben gekommen. Ein Zufall? Unwahrscheinlich.

Als die Kriminaltechnikerin Haas im Tatort „Freitod“ feststellt, dass Helen Mathys gar nicht erschlagen, sondern mit einer Plastiktüte erstickt wurde, wendet sich der Fall. Denn als die besagte Tüte bei dem ebenfalls Tatverdächtigen Martin Aichinger gefunden wird, findet sie darin gleich zwei verschiedene DNA–Spuren aus Blut und Speichel …


Die Schweizer Tatort-Folge 993 „Freitod“ wurde in der Zeit vom 7. November bis 10. Dezember 2015 in Luzern und Umgebung abgedreht. In dieser Episode wird die Nebenerzählung fortgesetzt, in der sich der Kommissar Reto Flückiger offenbar mit einer neuen Unbekannten trifft, ständig hoffnungsvoll sein Mobiltelefon anstarrt und zunehmend verliebter wirkt. In „Freitod“ erfährt die neugierige Kollegin Liz am Ende des Krimis sogar endlich deren Namen: Retos neue Flamme heißt Evelyn.

Video zur Tatort-Produktion



Die Redaktion von Tatort-fans meint …

Sabine (36 J. | Kinoliebhaberin)

Für einen Schweizer Tatort gar nicht mal schlecht. Der Krimi, der um ein sensibles Thema kreist, ist am Ende spannend gelöst, einige schräge Figuren geben vorab die üblichen Verdächtigen ab. Dieses Mal gebe ich eine Empfehlung für Flücki & Ritschi.

Gerald (36 J. | IT-Nerd)

Ich muss sagen, dass ich die Synchronisation des Luzerner Tatorts für problematisch halte und empfehle daher die Originalversion zu schauen! In der „übersetzten“ Form bleibt die Atmosphäre teilweise auf der Strecke.

Tatort-Besetzung

Kommissar Reto Flückiger – Stefan Gubser
Kommissarin Liz Ritschard – Delia Mayer
Kriminaltechnikerin Corinna Haas – Fabienne Hadorn
Polizeichef Eugen Mattmann – Jean Pierre Cornu
Andreas Lechner – Gerhard Andreas Goebel
Clemens Lechner – Christoph Rath
Daniela Aichinger – Susanne-Marie Wrage
Debbie Zurbuchen – Rebecca Indermaur
Dr. Hermann – Andreas Matti
Gisela Aichinger – Barbara Magdalena Ahren
Helen Mathys – Ruth Schwegler
Jonas Sauber – Sebastian Krähenbühl
Josef Thommen – Martin Rapold
Martin Aichinger – Martin Butzke
Mike Zumbrunn – Lukas Kubik
Nadine Camenisch – Anna Schinz
Sandra Meier – Lotti Happle
Stefanie Kramer – Sara Capretti
Vikinesh Jeyanantham – Kay Silvan Kysela
u.a.

Tatort-Stab

Drehbuch – Josy Meier, Eveline Stähelin
Regie – Sabine Boss
Kamera – Michael Saxer
Schnitt – Stefan Kälin
Musik – Fabian Römer

Bilder-Galerie zum Krimi aus Luzern


20 Meinungen zum Tatort Folge 993: Freitod

  • AK • am 16.9.16 um 10:30 Uhr

    Hoffe auch Kommissarin Ritschard wird endlich mal eine Lebenspartnerin finden!

    Antworten
  • Uwe • am 18.9.16 um 20:19 Uhr

    …peinlich schlecht synchronisiert…damag man kaum hin schauen…schade :-(

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  • Iris BAYER • am 18.9.16 um 20:36 Uhr

    Hauptsache ein medienwirksames Thema:
    Schweiz und Sterbehilfe…!
    Nach dem Motto ‚ man nehme..“…
    Komplett durchsichtig konstruiert und absolut langweilig.

    Antworten
  • rein hard • am 18.9.16 um 20:58 Uhr

    Deutschland als Pennbruder mit „vielen Plastiktüten“darStellen ist wohl das Highlight, zumindest hat es einen hohen Schmunzel Faktor. In den letzten MiNuten hat sich die Regie entschieden einen Krimi zu drehen und zu erkennen, das das Thema zu fett für einen Unterhaltungfilm ist.Das Thema war wohl „Freiwild“?und wird nicht mehr aus der Diskussion verschwinden.

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  • Ralf Bodmann • am 18.9.16 um 21:02 Uhr

    … das Beste war die Schluss-Melodie des Tatorts, Dynamik pur, welche der heutige Tatort leider nicht hatte. Nur dumm, dass man bei der ganzen Langsamkeit des Tatortes nicht wirklich etwas zu denken hatte !!!

    Abend versaut …

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  • Dan Voller • am 18.9.16 um 21:35 Uhr

    Einer der besten CH-Tatorte!
    Schreiber rein hard oben hat nichts verstanden! Wie viele Male hat es schon Pennbrüder in unseren DE-Tatorts gegeben, und keiner käme deshalb gleich auf die Idee ganz Deutschland als Pennbruder abzustempeln? Nicht jeder ist halt im Stande, objektive Kritik abzugeben..!

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  • Colorwriter • am 18.9.16 um 22:07 Uhr

    Solide Schweizer Qualität. Ich hätte mir jedoch den Originalton mit Untertiteln gewünscht.

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  • arte-Versteher • am 19.9.16 um 7:42 Uhr

    Ja war denn schon wieder Thementag? In einigen TV-Kritiken lese ich heute, dieser TO hätte eine starke Auflösung gehabt. Was nutzt mir das als Zuschauer, wenn ich wegen der schablonenhaften Volkshochschul-Inszenierung schon lange vorher aussteige? Drei Sterne als Enthaltung.

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  • rein hard • am 19.9.16 um 9:40 Uhr

    Werter Dan Voller …
    Stimmt … und!
    Es gibt mehr als eine Wahrheit

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  • wolles • am 19.9.16 um 10:23 Uhr

    Als Tatort war der Film nicht geeignet. Eher in die Sparte Drama.
    Keine Spannung. Es graust mir schon wenn der Tatort aus der Schweiz kommt.

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  • Kwenzi • am 19.9.16 um 11:32 Uhr

    Alles Pauschalgrausen vor Schweizer Tatort-Folgen kann m. E. so nicht stehen bleiben. Wie viele Deutsche und Österreichische Tatorte gab es schon, bei denen das Austrocknen einer Pfütze im Vergleich spannender war als der Inhalt und die Umsetzung der fraglichen Tatort-Folge?! In jeder Region versuchen die Macher den dort ansässigen Lokalkolorit mit allen Eigenheiten in das Geschehen einzubringen. So auch in den Schweizer Tatorten. Nicht immer mit dem erwünschten Erfolg, aber immerhin. Andernfalls wären die Tatorte vergleichbar mit vielen gleichförmigen und seelenlos dahingerotzten US-Massenproduktionen, die in einschlägigen Privatsendern den Programmschwerpunkt bilden.

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  • spiderman916 • am 19.9.16 um 12:03 Uhr

    War eigentlich ganz okay. Ich frage mich nur, wie die Täterin bei ihrem versuchten Selbstmord zum Schluss nicht sofort schmeckt, das es sich nur um Wasser handelt…..

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  • Thorsten • am 19.9.16 um 15:48 Uhr

    Eigentlich ein interessantes Thema, aber sehr laaangsam und langweilig aufbereitet. Offensichtlich ist auch immer die Synchronisation ein Problem. Ich frage mich, warum überhaupt eine Synchronisation nötig ist, die Österreicher brauchen das doch auch nicht.

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  • Hanz W. • am 19.9.16 um 21:13 Uhr

    Für einen Schweizer Tatort – es lebe das gepflegte Vorurteil – gar nicht so schlecht. Wenn ich auch bei den Schweizer Tatorten, von allem anderen abgesehen, atmosphärisch immer ein wenig den Eindruck habe, das ist nicht unser Nachbarland, sondern das liegt auf einem anderen Kontinent. Woran das liegt, wüsste ich eigentlich gar nicht so genau zu sagen, aber das sieht alles so fremd aus und trist aus…

    Interessantes Thema, das dann gar nicht für die Morde verantwortlich war, starke Figuren, hie und da sehr klischeehaft, aber gut genug, um interessant zu bleiben und ohasenweise zu packen. Durchaus spannende Momente bei allerdings immer noch eher behäbigem Erzähltempo. Konnte man mal angucken, eine Wiederholung eher nicht

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  • Birgit • am 20.9.16 um 4:19 Uhr

    Am Anfang dieser Reihe Schweizer Tatorte hatte ich mir vorgenommen, diese nicht mehr zu schauen. Letzte Folge “ Freitod“ eher zufällig gesehen. Absoluter Qualitätsschub. Schweiz auf jeden Fall wieder auf meiner Liste.

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  • Sir Sherlock • am 20.9.16 um 20:11 Uhr

    Der Schluss war das beste !! Zu viele Stockfehler im Drehbuch, gutes Thema schlecht umgesetzt !! Das geht viel besser……..

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  • MoMi • am 22.9.16 um 9:18 Uhr

    Der beste Schweizer Tatort seit es einen CH-TO gibt. Story hoch-brand-aktuell, wenn es auch Deutsche TV-Glotzer nicht verstehen wollen. Aber soll ein Deutscher, der gerade in die CH eingereist ist keine Plastiktüten aus D mittragen? Er hat sicher nicht in CH eingekauft…….. Der Schluss ist mega-obergeil. Wei soll sie denn merken, dass nur Wasser darin ist. Sie hatte ja die Sterbeflüssigkeit jeweils nicht vorgekostet. Die Kritiker in diesem Punkt sollen mal zuerst denken und dann schreiben.
    Alles in Allem hoffe ich, dass zukünftige TO’s aus der CH wieder so hochkarätig gemacht werden.
    Danke den Schauspielern und danke der ganzen Crew für den Pepp und Pfiff.

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  • Anna P. • am 25.9.16 um 14:15 Uhr

    Da gibt es nur ein Wort :Langweilig.
    Bin dabei glatt eingeschlafen ?

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  • Dirk • am 20.11.16 um 7:09 Uhr

    Der Tatort mit der Nummer 993 aus der Schweiz. Die beiden Polizeibeamten Flückiger (m) und Ritschard (w) aus Luzern, ermitteln in Todesfällen rund um eine eidgenössische Sterbehilfeorganisation, welche auch schwerkranke Kunden aus Deutschland und Österreich behandelt und innerhalb der Schweiz mit erheblichen Widerstand einer Menschenrechtsorganisation zu tun hat. Ein beeindruckendes Tatort-Drama aus dem Jahr 2016, welches sich auch mit dem Schicksal der zum Sterben bereiten Menschen vor Ort, wenn sie zwischen der Front zweier sich bekämpfenden Gesellschaften gerät, befasst. Für diese heikle Thematik ein gut umgesetzter Tatort-Spielfilm mit einem spannenden und überraschenden Ende. Sehenswert.

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  • MoistvonLipwik • am 10.6.20 um 18:08 Uhr

    Schweizer Qualitätsarbeit.
    Der Plot: die Mitarbeiterin einer schweizerischen Organisation zur Sterbehilfe wird erschlagen. Das sorgt natürlich für viele übliche Verdächtige. Allerdings offenbaren sich später Hinweise auf ungewöhnliche Todesfälle in einem Krankenhaus und einen Zusammenhang.
    Sehr schön, wie es gelungen ist, zwei Themen (Freitodassistenz und Todespfleger) in 90 Minuten unterzubringen, ohne dass man das Gefühl hat, etwas sei zu kurz gekommen. Der Fall wird schön entwickelt, ohne die Handlung zu vergewaltigen; es gibt auch genug Stoff zum Mitraten. Die Rollen sind passabel besetzt.
    Natürlich gibt es auch Wermutstropfen: die hochdeutsche Synchronisation ist (wieder einmal) misslungen. Am Vierwaldstätter See ist Hochdeutsch nun einmal eine Fremdsprache – wie so oft, wären auch hier Untertitel besser. Deshalb nur mit Aufrundung vier Sterne

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